Brandserie

Die Brandserie, welche die Stadt Schleiden und die Gemeinde Hellenthal ab Mitte November 2018 heimsuchte, sorgte für einen mehr als ungewöhnlichen Start ins Amt.

Statt einer klassischen Einarbeitungsphase in das Bürgermeisteramt oder gar 200 Tagen Schonfrist, ging es direkt um Krisenmanagement, Gefahrenabwehr und zukunftsweisende Entscheidungen.

Insgesamt wurden durch die Brandserie sieben Brände offiziell erfasst; bei zwei davon waren Menschenleben akut gefährdet, weshalb die Staatsanwaltschaft später sogar wegen versuchten Mordes ermittelte. Die Verunsicherung der Bürgerschaft im gesamten Schleidener Tal war greifbar und spätestens als große Teile des städtischen Gymnasiums in Flammen aufgingen, addierten sich die Sachschäden auf einen zweistelligen Millionenbetrag .

Durch eine kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit, inklusiver vieler direkter Beruhigungsansprachen und einer direkten Koordination mit Kreispolizeibehörde und Innenministerium NRW, gelang es bereits geplante „Bürgerwehren“ zu verhindern und ein professionelles Verhandlungsnetz auszulegen. Dank überragender Zivilcourage gelang am 05. Mai 2019 die Festnahme eines 15-jährigen Schülers, der die Taten gestand.

Die transparente Kommunikation stärkte das Vertrauen zwischen Rathaus und Bürgerschaft – ein Vertrauenskapital, das sich in späteren Krisen erneut bewährte.

Anfang 2026 wird der Wiederaufbau des JSGs endlich abgeschlossen und rund 20 Millionen Euro in die Schule investiert worden sein. Das Johannes-Sturmius-Gymnasium wird am Ende des Wiederaufbauprozesses eine der modernsten Schulen der Region sein, was sie in Kombination mit dem überragenden Kollegium zu einem der besten Gymnasien der Eifel macht!

Coronapandemie

Als die Corona-Pandemie Anfang 2020 auch unser Stadtleben ausbremste, war schnelles, verlässliches und vor allem transparentes Handeln gefragt.

Früh organisierten wir eine ehrenamtliche Maskennähaktion, koordinierten Nachbarschaftshilfen für ältere oder kranke Menschen und schafften mit „Schleiden bringt`s“ einen Lieferservice zur Unterstützung der ansässigen Unternehmen. Als einzige Kommune im Kreis errichteten wir ein „kommunales Testzentrum“, da sich zunächst kein Gewerbetreibender aus dem Stadtgebiet an die Aufgabe heranwagte und wir die Bevölkerung in Zeiten verpflichtender Tests nicht damit allein lassen wollten. Schulen erhielten Unterstützung beim Ausbau der Lernplattformen, Leihgeräte und technische Beratung, damit Kinder und Jugendliche trotz Lockdown Bildungschancen behielten.

Ursprünglich als Bodenaufkleber zur Unterstützung der Ladeninhaber gedacht, wuchs die Kampagne „Wir halten Abstand und dennoch zusammen!“ schnell zum stadtweiten Motto der Pandemie heran. Meine Vorgabe „Sensibilisierung vor Ahndung bei Kontrollen“ erwies sich als genauso richtig, wie die Bürgerinnen und Bürger mittels Social-Media-Posts und -Videos informiert zu halten und die Coronaschutzverordnungen zu erklären. Die Menschen haben sich dadurch mitgenommen gefühlt und Gerüchte hatten keine Chance. In der Ratsarbeit zementierte mein Ausspruch „Krise ist Chefsache - lasst mich mit meiner Mannschaft in Ruhe arbeiten und grillt mich, wenn es schief geht!“ die bereits durch die Brandserie sehr enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit noch weiter.

Diese konsequente Mischung aus Fürsorge, Innovation und klarer Kommunikation schuf erneut Vertrauen – eine Grundlage, auf die das Stadtgebiet später auch während der Flutkatastrophe zurückgreifen konnte. Die Pandemie war eine Bewährungsprobe, aus der unsere Stadt gestärkt hervorging.

Hochwasserkatastrophe

Als vom 14. auf den 15. Juli 2021 die Hochwasserkatastrophe die Region traf, standen besonders in der Tallage der Stadt Schleiden ganze Straßenzüge unter Wasser - Infrastruktur brach weg, Existenzen gerieten über Nacht ins Wanken, hunderte Menschen wurden körperlich und seelisch verletzt und neun Leben ausgelöscht.

Wir reagierten sofort: Im Rathaus wurde ein rund um die Uhr arbeitender Krisenstab eingerichtet, der Bauhof, Bundeswehr, THW, Hilfs- und Wohlfahrtsorganisationen sowie tausende freiwilliger Helferinnen und Helfer koordinierte, die neben der freiwilligen Feuerwehr im Einsatz waren.

Parallel wurden Notunterkünfte geschaffen, Versorgungsstationen eingerichtet, Dixies aufgebaut, Duschmöglichkeiten geschaffen, Trinkwasser verteilt, medizinische Hilfe besorgt, die Müllabfuhr organisiert, Spendenlager geschaffen und personell besetzt sowie Finanzspenden gebündelt und zu 100% an die Betroffenen weitergegeben.

Über Social Media, Presse und mobile Infopunkte informierte ich sowohl in der Nacht selbst als auch in den Tagen und Wochen danach möglichst transparent und aktuell über Evakuierungen, Trinkwasserversorgung, Sperrungen und weitere relevante Themen. Offensiv vertrat ich die Anliegen der Betroffenen gegenüber Land und Bund, beispielsweise bei den Besuchen von Spitzenpolitikern oder in TV-Formaten.

Zeitgleich wurde unter Führung des Ersten Beigeordneten die Schadensaufnahme der kommunalen Infrastruktur vorangetrieben und erste Reparaturmaßnahmen initiiert. So konnte schnell ein umfassender Überblick über die Schäden gewonnen werden und aus der Akutphase entstand ein langfristiger Wiederaufbauplan. Dieser enthält zum heutigen Stand 456 Maßnahmen, die sich auf ein Volumen von 205 Millionen Euro belaufen und über tausend Baustellen beinhalten. Ich gehe davon aus, dass es am Ende um die 250 Millionen Euro sein werden. Auch wenn der Wiederaufbau eine gewaltige und sogar kaum zu stemmende Aufgabe für die Verwaltung ist, deren Abarbeitung noch mindestens 10 Jahre in Anspruch nehmen wird, bin ich Land und Bund für die Bereitstellung der Gelder sehr dankbar – ohne diese würde es nicht gehen!

Besonders froh und stolz bin ich darüber, dass wir als Stadtgebiet sowohl bei den freiwilligen als auch den organisierten oder gar hauptamtlichen Helferinnen und Helfern einen exzellenten Ruf haben und es geglückt ist, sowohl das Hilfszentrum Schleidener Tal als auch das interkommunale Traumazentrum zu gründen. Beide sind bis heute noch für die Menschen da!

Die Solidarität, die damals zwischen Verwaltung, Ehrenamt und Bürgerschaft wuchs, prägt bis heute das Miteinander im Stadtgebiet. Die Flutkatastrophe war eine schreckliche Zäsur – und zugleich der Moment, in dem die 18 Orte gezeigt haben, wie stark unsere Gemeinschaft sein kann, wenn Führung und Zusammenhalt Hand in Hand gehen. #gemeinsamstark